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Aus dem Jahr 2010: TZN Exklusiv mit Michael Dorn

Museumsstück aus Jahr 2010: Auf der FedCon XIX in Bonn sprach TrekZone-Redakteur Henning Koonert für das TrekZone Network exklusiv mit Worf-Darsteller Michael Dorn über die Rolle, die er damals über elf Staffeln im Fernsehen und in vier Kinofilmen verkörpert hatte.

TrekZone Network: Sie haben Worf eine ganze Zeitlang gespielt und der Charakter hat sich natürlich entwickelt. Wenn Sie sich an den Anfang erinnern, als Sie die Rolle angenommen haben, was war interessant an ihr? Sie müssen einige Informationen über den Charakter bekommen haben, als Sie für ihn vorsprachen?

Michael Dorn: Nein, überhaupt nicht! Nein, ernsthaft, da war nur ein Name. Sie haben mir nicht gesagt, was ich machen soll. Sie sagten nicht, was sich hinter dem Charakter verbirgt – nichts. Man ging einfach zum Vorsprechen für diesen Charakternamen und das war alles.

Bevor ich ans Set kam, ging ich zu Gene Roddenberry und fragte ihn: Was erwarten Sie von diesem Kerl? Was für eine Person ist das? Und so schlau, wie er war, sagte er: “Hören Sie auf nichts, gar nichts, das Sie bisher [über Klingonen] gehört oder gelesen haben. Machen Sie sich einfach die Rolle selbst zu eigen.” Und das hab ich gemacht. Das war eine tolle Chance. Darum sagte ich, wie schlau er war, weil man so einen Schauspieler dazu bringt, sich richtig in eine Rolle reinzuhängen. Wenn jemand sagt “Mach damit, was du willst. Los, zeigs mir!” dann denkt jeder Schauspieler nur noch “Cool!” (lacht) Man macht sich Gedanken und bekommt so viel dafür zurück. Das war das Schlauste, was er überhaupt machen konnte.

Henning Koonert vom TrekZone Network (TZN): Damit bekamen Sie einen relativ großen Einfluss auf die Vertiefung der klingonischen Kultur. Welcher Teil der Klingonen-Geschichten lässt sich auf Ihren Einfluss zurückführen?

Dorn: Die Klingonen waren schon immer, auch früher, kriegerisch, aber sehr intelligent. Sie waren keine außer Kontrolle geratenen Wilden. Sie glaubten daran, dass man das Leben in vollen Zügen genießen soll. Das Leben, den Tod, alles. Was wirklich von mir stammt, ist der klingonische Kampfsport. Ein bisschen mehr davon, wer sie jenseits dieser kriegerischen Geschöpfe waren, auch die Vorstellung, dass Klingonen verschieden sind. [Worf] war ein klingonisches Kind, das von menschlichen Eltern aufgezogen wurde und er war in der Lage, sich mehr oder weniger in ihre Gesellschaft einzugliedern, auch wenn es ab und an Schwierigkeiten gab.

Aber es war nicht so, dass ich zu den Produzenten und Autoren gegangen bin und eine große Sache daraus gemacht habe. Als ich einmal den Charakter Worf erschaffen hatte und ihn zu dem gemacht hatte, was er ist, haben sie es weitergeführt. Sie haben fantastischen Stoff für mich geschrieben.

TZN: Hatten Sie das Gefühl, dass es einen bestimmten Autoren oder eine Autorengruppe gab, die den Charakter aus Ihrer persönlichen Sicht richtig verstanden haben?

Dorn: Sicher. Ron Moore. Er war der Kerl, der bei unserer Serie und “Deep Space Nine” die besten Klingonen-Folgen geschrieben hat. Er hat allgemein tolle Episoden geschrieben, aber seine besten waren die Klingonen-Folgen. Ich konnte immer erkennen, wenn er an einer Klingonen-Folge schrieb, weil er sich richtig schnell einen Bart wachsen lassen konnte. Dann sah ich ihn mit Bart, einem Worf-Bart, und meinte zu ihm “Ah, da kommt eine Klingonen-Folge an”, und er sagte nur: “Oh, ja.” Er hat “Der erste Kontakt” geschrieben, er hat den ersten und den zweiten Kinofilm geschrieben, die brillant waren. Er war der Mann. Brannon Braga war auch brillant, aber Ron war derjenige, der die herausragenden Klingonen-Folgen schrieb.

TZN: Mindestens zwei Mal wurde Worfs Handeln während der “Next Generation” sehr kontrovers aufgefasst, zum einen als er sich weigert, einem sterbenden Romulaner Blut zu spenden und zum andern, als er Duras aus Rache tötet. Was waren Ihre Gedanken, als Sie diese Drehbücher lasen?

Dorn: Zu der Zeit war schon Rick Berman Produzent, und als ich das las, war ich ein wenig besorgt. Ich hatte keine Angst davor, ich machte mir nur Sorgen, dass das Worf in einem seltsamen Licht erscheinen ließ. Ich mag es, der Außenseiter zu sein, der Typ, der gegen den Strom schwimmt. Aber das ging wirklich weit, in beiden Fällen.

Zu der Folge (“Auf schmalem Grad” / “The Enemy”), in der ich dem Romulaner kein Blut spende, sagte [Rick Berman]: “Wir wollen einfach nur zeigen, dass Worf kein Mensch ist. Er braucht dem Romulaner kein Blut zu spenden. Also tut er es nicht. Und er sagt: ‘Wenn Sie mir den Befehl erteilen, werde ich es tun. Aber wenn Sie es nicht tun, mache ich es nicht. Das müssen Sie akzeptieren.'” Da gab ich mein Okay. Das ergab schon Sinn. Ich wusste nicht, wie die Zuschauer reagieren würden, aber es war eine großartige Folge.

Bei der mit Duras (“Tödliche Nachfolge” / “Reunion”) machte es mir nichts aus. Ich hielt das nicht wirklich für ein Problem. Die übrigen Zuschauer dachten vielleicht “Oh Gott!”, aber die Klingonen-Fans riefen doch auf jeden Fall “Yeah!” (lacht) Das zeigte noch einmal, dass Worf zu diesen Dingen bereit war. Er würde nichts tun, das jemanden beschämt oder einen Befehl verweigern, aber er ist so, wie er ist. Und mir hat das gefallen.

TZN: Bei einer Sache war Worf weniger gut, nämlich als es um die Erziehung seines Sohnes ging. Avery Brooks erzählte vor ein paar Jahren auf der FedCon, dass er sehr viel Wert darauf legte, dass die Beziehung zwischen Benjamin Sisko und seinem Sohn in der Serie positiv dargestellt wird. Er wollte ein Vorbild zeigen, weil zu viele schwarze Kinder ohne ihren Vater aufwachsen. Haben Sie die Beziehung zwischen Worf und Alexander je unter diesem Licht betrachtet oder spielte das für Sie keine Rolle, weil Sie ja einen Außerirdischen verkörperten?

Dorn: Das stimmt. Nein, das spielte für mich keine Rolle. Fast jeder in der Serie hatte im Grunde gute Beziehungen zu ihren Partnern oder mit ihren Verwandten. Aber man braucht auch Konflikte, die hatte auch jeder irgendwo, glaube ich. Patrick [Stewart als Picard] hatte einen Streit mit seinem Bruder, Jonathan [Frakes, Riker] mit seinem Vater, ich hatte Auseinandersetzungen mit meiner Partnerin und meinem Sohn. Marina [Sirtis, Troi] hatte Streit mit ihrer Mutter. Das hatten wir alle, das war nichts Seltenes. Ich glaube jeder hatte mal Probleme mit jedem, sogar Data mit seinem Bruder. Das war also nichts, das außergewöhnlich war.

Ich denke aber auch, wenn ich einfach einen Afroamerikaner, einen Schwarzen gespielt hätte, und ich hätte ein Problem mit meinem Sohn gehabt, glaube ich nicht, dass mir so ein Konflikt etwas ausgemacht hätte. Ich hatte selbst auch Probleme mit meinem Vater. So spielt das Leben.

Ich glaube aber auch, dass Avery insofern Recht hatte, dass das meistens nicht so ist. Oft wird das so gezeigt, aber ich denke, er hatte Recht damit zu sagen, ich glaube nicht, dass wir das so machen sollten. Er hatte auf jeden Fall Recht. Aber ich persönlich hätte damit kein Problem gehabt.

TZN: Nach “The Next Generation” sind Sie zu “Deep Space Nine” hinübergewechselt. Ist es Ihnen leicht gefallen, die Zusage für weitere vier Jahre in dieser Rolle zu geben?

Dorn: Ja, das ist es – erstaunlicherweise. Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach würde. Ich mache schon mal Witze darüber und sage “Ja, sie haben mir einen Haufen Geld geboten.” Aber darum ging es mir nicht. Ich dachte, ich wäre fertig mit “Star Trek”, ich dachte, ich wäre fertig mit der Rolle. Als ich dann angerufen wurde, reagierte ich spontan mit “Oh. Oh, okay.” Das war eine seltsame Sache, auch für mich.

Zum Glück konnte ich einige Änderungen verlangen, strukturelle Dinge, was die Maske angeht. Bei “The Next Generation” musste ich an jedem Tag in die Maske und ich fragte nach, ob sie das diesmal etwas lockerer angehen lassen könnten und das war kein Problem. Das Einzige, was ich ihnen außerdem noch klargemacht habe, war, dass ich sehr beschützend gegenüber Worf bin. Er ist so, wie er ist und als dieser Kerl wurde er sehr beliebt. Ich wollte ihn weiterentwickeln, aber ich wollte nicht, dass er komplett umgekrempelt wird, sodass man ihn ein paar Jahre später nicht mehr wiedererkennt und sich fragt: Wer ist dieser Kerl? Daran haben sie sich gehalten. Sie haben da ganze Arbeit geleistet.

TZN: Hat man Ihnen damals Ideen vorgetragen, wie man die Rolle weiterentwickeln wollte?

Dorn: Nein, gar nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass sie einige Drehbücher fertig hatten. Es gab ein paar Dinge, die sie im Hinterkopf hatten. Auch mit der Beziehung zwischen Jadzia Dax und Worf wollten sie vielleicht schon ein bisschen spielen. Aber es wurde ihnen erst klar, dass das eine große Sache werden würde, als wir unsere ersten Szenen zusammen drehten. Da riefen sie: O Gott, wir müssen diese Leute zusammenbringen! Ich glaube, sie hatten die Anfänge ein bisschen vorgezeichnet, aber als ich erst mal engagiert war und sich die Dinge und Beziehungen entwickelten, dann nahmen sie es von da auf.

TZN: Wie beurteilen Sie Worfs Rolle in den “Next Generation”-Filmen? Was hat Ihnen gefallen und was eher nicht?

Dorn: In “Treffen der Generationen” war der Charakter ein ziemlicher Nebencharakter, er hatte nicht so viel zu tun. Im Grunde handelte der Film von Brent [Spiner, Data] und Patrick [Stewart, Picard] und [William] Shatner [als Kirk]. Sie waren alle tiefer in die Handlung verwoben.

Der beste Film und der “Star Trek”-Höhepunkt für uns als “Next Generation” war “Der erste Kontakt”. Bei dem Film haben sie es richtig gemacht. In “Der erste Kontakt” war Worf einer der wichtigen Leute und er war beim Versuch, die Borg zu stoppen, mit dabei. Er war ein wesentlicher Teil davon. Er hatte eine Auseinandersetzung mit Picard. Und das hielt ich einfach für brillant. Er hat nicht alles andere in den Schatten gestellt, aber er war deftig und mittendrin.

In den nächsten beiden Filmen wurde es dann weniger, immer weniger und weniger und weniger – bis ich dann im letzten Film, ich will das gar nicht weiter vertiefen, gar nichts mehr abbekam. Ich war so gut wie überhaupt nicht im Film. Es ist, wie es ist, und man muss sich damit abfinden, aber es war schwierig für mich, damit umzugehen.

TZN: Hatten Sie im Vorfeld von “Nemesis” schon das Gefühl, dass es der letzte Film sein könnte? Er wurde ja etwas seltsam mit “Der letzte Reise beginnt” oder so ähnlich beworben.

Dorn: Nein, mir waren zwei Dinge klar: Wenn der Film kein Erfolg würde, dann wäre es der letzte. Wenn er sehr erfolgreich laufen würde, dann würden wir noch einen drehen. Dabei geht es einzig und allein ums Geld. Er ist nicht sehr erfolgreich gelaufen und dann haben sie gesagt: “Das wars, hiermit machen wir nicht mehr weiter.”

TZN: Haben Sie den aktuellen “Star Trek”-Film von J. J. Abrams gesehen?

Dorn: Ja, hab ich.

TZN: Was hat er Ihrer Meinung nach richtig gemacht, das beim letzten TNG-Film falsch gelaufen ist?

Dorn: Ich glaube nicht, dass es um richtig oder falsch geht, dass wir etwas richtig oder falsch gemacht haben oder so. Es sind einfach zwei grundverschiedene Filme. Er hat für eine andere Zielgruppe gedreht als wir. Er hat einen Film fürs junge Publikum gemacht, weil all die Hauptrollenspieler junge Kerle waren. So sind dann die zwölf-, 13-, 14-, 15-jährigen Kinder immer und immer wieder in den Film reingegangen, weil Chris Pine ein scharfer Junge ist und die kleinen Mädchen ihn lieben. Er war riesig, so wie viele derzeitige Filme jetzt riesig sind, was den Sound angeht, die Spezialeffekte und alles ist groß … für mich war das fast überwältigend. Ich war richtig erstaunt, wie bombastisch alles war. Aber das erwarten die Kids heute, und die hat er erreicht. J. J. Abrams hat das Publikum erreicht, auf das er abgezielt hat. Unser letzter Film sollte die “Star Trek”-Fans ansprechen, das haben sie zumindest versucht …

TZN: Zum Abschluss: Vor ein paar Jahren gab es ein sehr beliebtes “Star Trek”-Kartenspiel, das Customizable Card Game, in dem die Charaktere mit verschiedenen Attributen wiedergegeben wurden. Bei “Intelligenz” kamen die meisten TNG-Charaktere auf eine Acht oder eine Neun, Data war offensichtlich eine Zehn – nur Worf haben sie eine Sechs gegeben. Ist das aus Ihrer Sicht eine faire Beurteilung des Charakters?

Dorn: Nein! (lacht) Vor der ersten Staffel hatten wir Drehbuchbesprechungen. Dadurch wurde das über Worf zum Allgemeinwissen, oder vielleicht eher zur Folklore. Denn Jonathan [Frakes, Riker] regte sich über etwas in einer bestimmten Szene auf, das auch einfach offensichtlich war. “Das ist so offensichtlich”, sagte er, “das merkt sogar der große, blöde, dumme Worf!” Das war urkomisch! Und dann haben sie das einfach immer wieder aufgegriffen, jedes Mal wenn es eine solche Szene gab, konnte man darauf zählen, dass jemand sagte: “O Gott, das merkt doch sogar der große, blöde, dumme Worf!” Ja, so wurde ich zum großen, blöden, dummen Worf.

Irgendwas ist da ja auch dran. Er war halt so: (imitiert Worfs Tonfall) “Was meinen Sie damit, Sir?” Aber Worf ist für mich einfach ein Kerl. Er ist intelligent, aber er ist einfach ein richtiger Kerl. Ihm entgehen die Nuancen, er versteht Beziehungen nicht, er versteht die Frauen nicht. Er ist einfach da draußen und versucht über die Runden zu kommen und vernünftig zu leben, ohne dass er sich die Birne wegschießt. Aber ach, das macht mir nichts aus, gar nichts. Das ist doch witzig. Ich finde das richtig witzig.

TZN: Vielen Dank für das Gespräch.

Dorn: Es war mir ein Vergnügen.

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